Probleme der Digitalisierung

Probleme der Digitalisierung. Karikatur über fehlende Mittel für IT-Administratoren und laufende Kosten in der Schule. Den Schulen fehlen ausreichende Mittel um die Instandhaltung neuer Geräte zu betreuen. Autor: Martin Türck

Der nachfolgende Text gibt einen Überblick über Probleme und Risiken der Digitalisierung für Schule und Lehrkräfte.

Keine Gelder für laufende Kosten

Viele Schulen haben oftmals kein Problem an Gelder für die Digitalisierung zu kommen, wie auch das Netzwerk für digitale Bildung schreibt. Die Anschaffung von Beamern, Tablets und anderen digitalen Helfen gestaltet sich Dank verschiedener Fördertöpfe relativ einfach. Spätestens seit dem Digitalpakt sind Mittelengpässe grundsätzlich kein Thema. Allerdings fehlt es den meisten Bildungseinrichtungen an ausreichend qualifiziertem Personal für die Instandhaltung neu angeschaffter Geräte. Des Weiteren sind keine Gelder für erhöhte IT-Personalausgaben vorgesehen. Finanzmittel für einmalige digitale Anschaffungen sind scheinbar vorhanden. Gelder für laufende Kosten sind hingegen in der Regel nicht eingeplant und kein Bestandteil der Fördertöpfe. Gerade diese Gelder sind aber in vielen Fällen wichtiger zur Umsetzung der jeweiligen Digitalstrategie. So bleibt den örtlichen IT-Lehrkräften oft nur der neidvolle Blick in die USA oder Groß-Britannien, wo bezahlte Vollzeitadministratoren die Schultechnik aktuell und einsatzfähig halten.

Überlastete Infrastruktur

Ein weiteres Problem: Die Infrastruktur. Zwar haben die meisten Schulen mittlerweile einen Internetanschluss, allerdings nutzt dieser oftmals nicht viel. Wenn zu Stoßzeiten an großen beruflichen und allgemeinbildenden Schulen tausende von Lernenden gleichzeitig mit ihren digitalen Endgeräten ins Internet gehen wollen, geht oft nichts mehr. Die Schulnetze brechen mit der Flut von WLAN Signalen und Datenanfragen zusammen. Eine Sperrung von Traffic intensiven Seiten wie Youtube bringt oft wenig. Zumal digitaler Unterricht auf eben jene datenintensiven Seiten angewiesen ist. Wenige Schulen haben das Geld und Personal für umfangreiche digitale Backends, wie beispielsweise Universitäten diese nutzen. Verkompliziert wird der Trend durch das weiter zunehmende Internet der Dinge IOT. Je mehr Geräte und Beamer sich in das Schulnetz einklinken, desto mehr Traffic und Datenprobleme entstehen. Längst gibt es Agenturen und Beratungen, die die Notlagen der Schulen erkannt haben und Hilfe anbieten – nicht umsonst versteht sich.

Fehlende Innovationszeiten

Daneben gibt es Zeitprobleme. Viele Lehrkräfte haben bei hierzulande üblichen 25 Schulstunden keine Zeit für Digitalisierung. Gemeinhin gelten 25 Stunden als „Halbtagsjob“. Übersehen wird dabei jedoch, dass viele Lehrkräfte neben dem Unterricht noch in Arbeitsgruppen, Konferenzen, Elternabenden und anderen schulischen Aktivitäten-AG sitzen. Die Zeit für die Unterrichtsnachbereitung und die Klassenarbeiten kommt noch dazu. Zwischen den Ferien und in den „Hauptstoßzeiten“ bleibt wenig Raum für die Einführung von Alltagsinnovationen. Die Durchschnittslehrkraft versucht irgendwie zu „überleben“.

Zwar gibt es digitale Fortbildungen für Lehrkräfte, oftmals fehlt es aber an der Zeit diese in den Alltag einzubauen und das Erlernte umzusetzen. Eine OneNote Schulung für Lehrkräfte bringt wenig, wenn kein OneNote Kurs mit einer Klasse erstellt und im Unterricht aktiv verwendet wird. Auch Zeiteinsparungen durch Digitalisierung lassen sich erst nach ausreichend Anwendung realisieren. Gerade zu Anfang kostet Digitalisierung aber Zeit. So haben Lehrkräfte in Ländern wie Schweden und Finnland deutlich mehr Zeit für die Digitalisierung, wie OECD Studien zeigen.

Mangelnde Anreizsysteme für digitales Unterrichten

Letztlich fehlt es aber auch an einem digitalen Anreizsystem. Auch wenn diese sicherlich nicht zu der Mehrheit zählen, gibt es auch Lehrkräfte die neuen technischen Entwicklungen nicht positiv gegenüberstehen. Einen Belohnungsmechanismus für Lehrkräfte, die sich bemühen mit der Zeit zu gehen und ihren Schülern digitalen Unterricht zu bieten, wo dieser sinnvoll ist, gibt es aber nicht. Wer sich in seinem normalen Unterricht nach 15 Jahren arrangiert hat, verspürt mit-unter vielleicht keinen Drang nochmal in Teilen sein Konzept an neue Medien anzupassen, oder wie es so schön heißt „never change a running system“.

Übertriebene Datenschutzsorgen

Der Schutz von sensiblen Daten ist wichtig. Seit der Einführung der DSGVO kommt es jedoch an vielen staatlichen Bildungsinstitutionen zu Panikreaktionen. Neue und sinnvolle Software kann aufgrund von Datenschutzbedenken oftmals nicht eingesetzt werden. Klare Leitlinien bezogen auf konkrete Softwareprodukte und Lebenssituationen existieren oft nicht. Um in allen Lebenslagen einer Lehrkraft zu wissen welche Daten gesammelt werden dürfen und welche nicht, wünscht sich die Durchschnittslehrkraft eine Standleitung zu einem Datenschutzjuristen um keine Fehler zu machen. Die entsprechenden Datenschutzängste sorgen dafür, dass aus Angst etwas falsch zu machen, viele digitale Innovationen keinen Einzug in deutsche Klassenzimmer halten. Microsoft Office 365 ist hierfür ein gutes Beispiel. Die Software ist in den meisten Unternehmen längst Standard . Gleichzeitig ist Microsoft natürlich ein nicht europäischer Softwareanbieter mit mutmaßlichem Datenhunger. Die existierenden Datenschutzbedenken stoßen jedoch auf die alltägliche Praxis, in der die Software längst die künftige Lebenswelt für die meisten Lernenden darstellt.

Wie das Thema Deepfakes auch zeigt (siehe Tutorial Sektion oder Direktlink hier ) sind die Datenschutzmaßnahmen nicht zwangsläufig geeignet uns in Zukunft wirklich zu schützen. Ein Bild und ein kurzer Audiomittschnitt reichen um die digitale Identität eines Menschens zu klauen. Dies lässt sich mit restriktiven Maßnahmen nicht verhindern. Natürlich bedarf es Gesetze gegen Datenmissbrauch, die omnipräsente Zustimmungs- und Rücksichtnahmepflicht hilft jedoch hier wenig. Es wäre sinnvoller klare Maßnahmen und Möglichkeiten gegen Datenmissbrauch zu schaffen, als jede Verwendung eines Fotos für schulische Zwecke dreifach mittels vier Seiten Formular und Rechte Belehrung genehmigen zu lassen.

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